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Pressemeldungen

aus Geisenheim

Corona

Bürgerbrief 
Bürgermeister Christian Aßmann


Liebe Geisenheimerinnen und Geisenheimer,

seit nunmehr über einem Jahr ist unser Alltag, ist unser gesamtes Leben, geprägt von den Folgen, den Einschränkungen und den Maßnahmen einhergehend auf Grund der Corona-Pandemie. Und trotz Impfstrategie und langem Lockdown ist ein Ende dieser schwierigen Lage nicht absehbar. Auch wenn demnächst sicherlich einige Lockerungen der Schutzmaßnahmen erfolgen werden, ein gewohnter Alltag wird sich auch dann noch nicht abzeichnen. Zumal auch nunmehr hier bei uns in der Region die Mutationen des Coronavirus leider angekommen sind. Ich möchte in diesem Bürgerbrief aber einmal auf ein ganz anderes Thema eingehen. Es geht nicht um die wirtschaftlichen und finanziellen Folgen der Corona-Pandamie. Es geht nicht um die Notwendigkeit oder die Verhältnismäßigkeit von einzelnen Maßnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus. Mir geht es um die nicht unmittelbar sichtbaren Folgen auf Grund der Corona-Krise. Die unsichtbaren Gefahren und Folgeschäden. Ich möchte auf die psychischen Belastungen vieler Menschen, einhergehend mit der Pandemie, aufmerksam machen. Jeder kann hiervon betroffen sein. Es sind die Mütter und Väter, welche Tag ein Tag aus mit den Kindern zuhause verbringen. Es sind die Kinder, die weitestgehend ohne ihre Freunde und ohne geregelten Schulalltag aufwachsen. Es sind die Alten und Kranken, die keinen Besuch empfangen können. Es sind die Krankenpfleger, die Ärzte und  das medizinische Personal, welche täglich an ihre Belastungsgrenzen gebracht werden. Es sind die Erzieherinnen und Erzieher, die Lehrerinnen und Lehrer. Es sind die Einzelhändler und Gastronomen, welche Angst um ihre Existenz haben. Ich könnte die Auflistung unzählig fortsetzen. Uns erwarten fatale Folgen, welche man derzeit nicht genau beziffern oder greifen kann. Folgen, die aber mindestens genauso schlimm sein werden, wie die monetären Schäden. Ich würde sogar sagen, noch viel schlimmer! Die Dunkelziffer der Betroffenen in unserer Gesellschaft dürfte hier sehr hoch sein. Nicht jeder traut sich solch eine Krankheit einzugestehen, geschweige denn offen damit umzugehen.  Aus Angst verurteilt oder ausgegrenzt zu werden, aus Scham, oder mit dem Gedanken versagt zu haben. Leider gibt es für solche Folgen der Krise kein Förderprogramm oder kein Hilfspaket. Die psychischen Folgen kann man nicht einfach per Gesetz oder Verordnung kompensieren. Und genau hier liegt die große Gefahr! Doch, wie können wir diesen negativen Auswirkungen der Krise begegnen? Wie können wir den Betroffenen helfen? Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe! Die Betroffenen dürfen nicht allein gelassen werden. Sie dürfen nicht den Eindruck bekommen ausgegrenzt zu werden. Wir alle müssen diese Auswirkungen auf die Psyche des Menschen ernst nehmen und ihnen offen begegnen. Unsere Gesellschaft muss hierbei als „Hilfspaket“ fungieren. Es gilt als Gesellschaft zusammenzuhalten und denjenigen die Hilfe brauchen, Hilfe zu schenken. Allen Betroffenen kann ich nur raten: Gehen sie offen und ehrlich mit ihren Ängsten und Belastungen um. Gestehen sie sich ihre Probleme ein. Schämen sie sich nicht dafür. Es ist kein Zeichen von Schwäche wenn sie zu dem stehen, was sie fühlen oder denken. Es ist ein Zeichen von Stärke! Vertrauen sie sich ihrer Familie und ihren Freunden an. Sie werden merken: Sie sind ganz sicher nicht allein. Suchen Sie sich professionelle Hilfe! Manchmal hilft auch das Gespräch mit einem neutralen Dritten, sei es dem Pfarrer, der Schwester im Kloster oder einem Arzt. Wichtig ist nur sich nicht zu verschließen. Sie fragen sich sicher, wie komme ich darauf dies jetzt zu schreiben? Ich bin kein Psychologe, Arzt oder Therapeut. Auslöser war vielmehr, dass ich letzter Zeit verstärkt von betroffenen Personen angesprochen wurde. Sei es als Privatperson oder in meiner Funktion als Bürgermeister. Die Schilderungen und Erzählungen der Betroffenen haben mich sehr bestürzt und betroffen gemacht. Es sind persönliche Schicksale die hinter jeder Geschichte stecken. Es beunruhigt mich, da man meist nur die Spitze des Eisbergs mitbekommt. Ich sehe es als unsere gesellschaftliche und soziale Verpflichtung an, dass wir auch hier als Gemeinschaft zusammenstehen. Dass wir auch diese Folgen der Corona-Krise gemeinsam bewältigen. Niemand sollte sich allein oder verloren fühlen. Niemand darf ausgegrenzt werden. Genau das zeichnet eine gute Gesellschaft aus. Ich hoffe den Betroffenen mit diesen Worten etwas Mut zu schenken und alle anderen etwas sensibilisiert zu haben. Genau wie beim Coronavirus sehen wir auch hier die schleichende und unsichtbare Gefahr nicht. Und dennoch ist sie da, mitten unter uns und sie ist akut!

Liebe Geisenheimerinnen und Geisenheimer, achten Sie auf Ihre Mitmenschen. Achten Sie auf Veränderungen bei ihren Familienangehörigen, Freunden oder Arbeitskollegen. Wenn wir jetzt nicht aufpassen, werden diese Folgen für unsere Gesellschaft schwerer und nachhaltiger sein als alles was uns diese Corona-Krise bringt! Das dürfen wir nicht zulassen. Miteinander reden und zuhören! Niemand sollte sich allein fühlen. Gemeinsam werden wir auch dies durchstehen!

 

Bleiben Sie weiterhin gesund und passen Sie auf sich auf!

Ihr Bürgermeister

Christian Aßmann


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